Gisèle HALIMI

 

 

 

Die respektlose militante Anwältin, Feministin

und Schriftstellerin

 

 

Sie wird am 27. Juli 1927 in Tunis in einer armen jüdisch-arabischen Familie geboren. Von Kindesbeinen an tut sie sich schwer mit der Ungerechtigkeit, die für sie zunächst darin bestand, dass sie und ihrer Schwester die Männer im Haus zu bedienen hatten und ihre Ausbildung völlig vernachlässigt wurde, da sie ja mit 15 schon heiraten sollte. „Bei Ungerechtigkeit wird mir physisch schlecht“. Sie geht in die Opposition, setzt durch, dass sie als einziges arabisches Mädchen ihrer Schicht aufs Gymnasium geht. 1945 begibt sich die 18jährige nach Paris, um Jura zu studieren. „Ich wollte von klein auf eine Anwältin sein, die die Ungerechtigkeit bekämpft“. 1949 wird sie in Tunis vereidigt. 1956 lässt sie sich in Paris nieder, wo sie unter anderem die Anwältin des Philosophen Jean-Paul Sartre wird. Die private Rebellion geht später in einen Kampf gegen die herrschende Ordnung in der Gesellschaft über. Sie wird zur leidenschaftlich engagierten Anwältin, die im Namen des Gesetzes das Gesetz in Frage stellt. Sie selber bezeichnet sich als unehrerbietige Anwältin. Ihre Kämpfe sind die eines ganzen Jahrhunderts: Kriegsverbrechen, Rassismus, Sexismus, Feminismus. Verbissen kämpfte sie für ihr Recht, sich „avocate“ nennen zu dürfen. Die weibliche Form von Anwalt wurde ihr immer wieder von der Kammer verweigert.

Ihre Anfänge im Métier koinzidieren mit dem Unabhängigkeitskrieg in Tunesien und Algerien. Die junge Ehefrau und Mutter zweier Söhne wird in den 50er und 60er Jahren unter mutigem Einsatz ihres Lebens nationale arabische Terroristen verteidigen und aufsehenerregende Prozesse gegen die Foltermethoden der französischen Armee führen.

Zusammen mit Simone de Beauvoir bringt sie die Geschichte von „Djamila Boupacha“, einer jungen Algerierin, heraus, die von französischen Soldaten brutal vergewaltigt und gefoltert wurde.

Sie leitete später eine Untersuchungskommission über die Kriegsverbrecher der Amerikaner in Vietnam.

1971 unterschrieb sie das Manifest der 343 Frauen und gründete die Bewegung „Choisir“ (Frei wählen): Beide verlangten ein Recht auf Abtreibung. 1972 verteidigte Gisèle Halimi in einem aufsehenerregenden nationalen Prozess eine 17jährige, die abgetrieben hat und erreicht, durch ihr beispielloses Plädoyer, ihre Aktion und ihr leidenschaftliches Engagement, dass 1974 das Abtreibung verbietende Gesetz von 1920 abgeschafft wird.

1978 erreicht sie dasselbe in einem Vergewaltigungs-Prozess.

Sie ist Mitglied des Unterstützungskomitees des Russel-Tribunals (pro Palestina) und Co-Gründungsmitglied von ATTAC (für die Globalisierung). 1981 steigt sie, deren Herz links schlägt, in die Politik und wird Abgeordnete des Departements Isère. 1984 verlässt sie die Nationalversammlung, schwer enttäuscht von Mitterrand.

Gisèle Halimi ist eine der profiliertesten Anwältinnen des Jahrhunderts, die unbeirrbar den Idealen und Prinzipien ihrer Jugend treu geblieben ist. Über ihr ungewöhnliches Leben hat sie mehrere Bücher geschrieben.

 

 

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